In New York angekommen mußte ich erst einmal fast eine Stunde auf mein Gepäck warten, bis ich dann endlich in einen Shuttlebus von JFK (nun kenn ich endlich alle drei Flughäfen in New York) nach Manhattan zu meiner Jugendherberge einsteigen konnte. Ich glaub der Fahrer war in einem früheren Leben mal Rennfahrer oder träumt zumindest jede Nacht davon – zumindest fährt er dementsprechend. Da ich ziemlich müde war, ging es nach dem Einchecken nur noch mal kurz zum Times Square was essen und dann wieder zurück Richtung Bett. Dieser, wenn auch recht kurze, Tag war der einzige hier, an dem es nicht geregnet hat. Ansonsten hat es nahezu ununterbrochen mindestens genieselt, viel zu oft aber auch geregnet. Dadurch hab ich dann auch nicht alles angeschaut, was ich mir eigentlich anschauen wollte. Aber wenn man sich mehrmals am Tag umziehen muss, weil man mal wieder vollkommen durchnässt ist, dann geht einfach mal ein wenig Zeit drauf und die Lust steigt dadurch nicht zwingend. So weiß ich nun nicht, wie weit sich seit meinem letzten Besuch im Dezember 2004 die Baustelle am Ground Zero verändert hat und ins Museum of Modern Art hab ich es aus unerklärlichen Gründen auch wieder nicht geschafft. Ich und Kunst passt wohl nicht so recht zusammen.
Am Sonntag hab ich dann begonnen diverse Sachen in der Stadt zu erledigen, die mir quasi von Außen aufgetragen wurden. So wollte mein Bruder unbedingt, dass ich bei Junior’s den Käsekuchen teste, da der so unglaublich gut sein soll.Nachdem ich dann 5,75$ für ein Stückchen Kuchen war, mußte ich feststellen, dass der Kuchen wirklich nicht schlecht geschmeckt hat, aber bei meiner Mutter schmeckt er mir besser – insbesondere weil er da nicht ganz so extrem nach Käse schmeckt und mich auch nichts kostet 🙂 Anschließend ging es auf Anraten von Frank und Susan zu Chipotle, einem mexikanischen Fast Food Lokal.
Ich hab dann Tacos mit ner Fleischfüllung gewählt und bei der Auswahl der Soße die milde Tomatensauce gewählt (und die 2 mittleren und die scharfe außen vor gelassen). Beim Essen wurde mir dann schon ein wenig warm ums Herz, aber irgendwie konnte es das nicht gewesen sein. Ich kann ja unmöglich den beiden wieder unter die Augen treten und dann nur sagen “Ja, ich war da, es war gut, aber ich hab nur die milde Sauce genommen und die war mir schon zu scharf”. Also ging es zwei Tage später nochmals hin und dieses Mal gabs einen mit Hühnchen und Reis gefüllten Burrito und ich hab mir die scharfe Sauce geben lassen. So traurig es klingt, von der Sauce hab ich nichts gemerkt, im Gegensatz zu den milden klein geschnippelten Tomatenstückchen. Verstehe einer die Welt. Sonntagabend ging es dann noch am Abend rüber nach New Jersey zu nem Konzert von Sean Paul und Mariah Carey. Ich war zum Glück nicht der einzige in der Halle, der bei Sean Pauls Liedern kein Wort verstanden hat. Er spricht eine Ansage und alles ist gut, er fängt an zu singen und man hört nur noch komische Geräusche die in den Ohren ankommen. Sehr eigenartig das alles.
Am Montag früh ging es dann erst einmal in den Apple Store, von dem man nur den Glaskasten sieht, der Rest ist alles unterirdisch. Das tolle am Laden ist, dass man da alle Rechner ausgiebig nutzen kann und man mit jedem Computer kostenlos im Internet surfen kann und die Angestellten dies auch begrüßen. Sie ermutigen auch einen doch einfach länger zu surfen anstatt raus in den Regen zu gehen. Sowas kannte ich bis dahin auch noch nicht.
Mittags ging es dann auf ins Spielerparadis Atlantic City. Nach meinen ja nicht gerade positiven Erfahrungen mit Greyhound Australia stand nun der US Ableger zum Vergleich an, wobei eine Strecke nur jeweils 2,5 Stunden Fahrt in Anspruch nahm. Die Fahrer konnten beide auf jeden Fall besser fahren als die in Australien, aber dafür hatte der erste Fahrer keine Ahnung wo er denn in Atlantic City das Bus Terminal finden kann. Das war so armselig. Atlantic City liegt, wie der Name ja schon sagt, direkt an der Atlantikküste und bietet neben den paar Spielcasinos gar nichts außer einer Ghettolandschaft direkt dahinter.
Die Leute, die mit mir im Bus saßen, haben da auch fast alle perfekt reingepasst. Irgendwann war es dann auch soweit, ich hab mich in ein Casino gewagt und meiner Spielleidenschaft gefrönt; teilweise hatte ich auch fast das siebenfache meines eingesetzten Geldes auf der Habenseite, am Ende bin ich dann mit dem knapp 3fachen meines Einsatzes wieder gegangen, mit intergalaktischen 14,75$. Damit war mein Essen im Hard Rock Cafe auch schon bezahlt 🙂
Am Abend war es dann endlich soweit, nach knapp 18 Jahren wurde ich wieder Zeuge einer Wrestlingveranstaltung, die live im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Ich hab teilweise aber auch verdammtes Pech mit meinen Sitznachbarn. Dieses Mal saß eine vierköpfige Familie neben mir, Eltern mit zwei so ca. 10jährigen Mädels. Die Eltern wußten schon ganz genau, wieso sie die eine Tochter so weit wie nur möglich von ihnen weggesetzt haben. Die hat ständig so gekreischt, dass ich immer mit der Angst leben mußte, dass mir gleich mein Trommelfell platzt.
Ich hätt sie am liebsten geknebelt und in die Ring geworfen, dann hätte man wenigstens mal seine Ruhe gehabt. Als ihr Liebling dann gerade im Ring so richtig verprügelt wurde und dann unter nem zerschmetterten Tisch begraben lag und sie neben mir heulend zusammengekauert saß, fiel es mir schon arg schwer nicht irgendeinen gehässigen Kommentar abzugeben.
Aber ich hab es einfach nicht übers Herz gebracht – wer weiß, ob der Vater nicht dann ne Pistole oder so gezogen hätte, man weiß ja nie. Und bevor jemand was anderes behaupten, beim Wrestling ist alles echt und nichts abgesprochen :-))
Dienstag stand dann das Gegenstück zu Montag an, mein kultureller Abend quasi mit dem Besuch des Musicals “Wedding Singer”, nach dem gleichnamigen Film mit Adam Sandler. Vorher ging es aber wieder durch endlosen Regen und dichten Nebel. Man konnte nicht einmal die Spitzen diverser Hochhäuser sehen, weswegen ein Besuch des Empire State Buildings mir sinnlos erschien. Was soll man da denn bitte schön großartig von oben sehen?
Vor dem Musicalbesuch stand noch ein trauriger Akt bevor, ich hab mich mit Tränen in den Augen von meinem einen Paar Laufschuhen verabschiedet, die eine ihrer ersten Laufeinheiten mit mir damals im Central Park erlebt hatten. Nun, 20 Monate, abgelaufene Sohlen und kaputte Luftpolster später, haben sie mit mir noch einmal die weite Reise um die Welt angetreten, um dort ihre Ruhe zu finden, wo ihr Läuferleben quasi so richtig begonnen hat. Nachdem ich leider keine Schaufel zur Hand hatte, und mir die Löffel im Boden ständig abgebrochen sind (hey, nur ein Gag), konnte ich ihnen nur ein Tonnenbegräbnis geben, aber besser als nichts.
Von dort ging es dann ins Musical, wo ich schon wieder so ein Glück mit den Sitznachbarn hatte. Dieses Mal saß einer neben mir, der so schön in die Breite ging, dass er meinen Sitz noch zu nem Teil miteingedrückt hat. Wenigstens hat er nicht zu den Leuten dieser Art gehört, die ich sonst aus dem Kino kenn. Die haben dann noch ekligsten Achselschweiß und müssen das ihrer Umgebung dadurch kundgeben, indem sie ihre Arme ständig in die Luft heben, um so mal ein wenig durchzulüften. Das Musical war echt gut und hat mir wesentlich besser gefallen als das letzte Mal “Lion King” – dieses Mal hatte ich auch mehr Beinfreiheit und mußte mir nicht ununterbrochen mit den Knien die Ohren zuhalten. Aber dennoch kam das Musical nicht ganz an den Film ran – war aber irgendwie klar, nichts erreicht das unglaubliche Talent eines Adam Sandlers :-).
Um 3:30 beginnt der letzte Tag in den USA mit der Fahrt per Shuttle von der Jugendherberge zum Flughafen – lohnt nicht einmal ins Bett zu gehen.