Am 3. August ging es in der Früh erst einmal eine Runde Joggen, einmal drum um den kaiserlichen Garten. Besonders aufregend war die Strecke zwar nicht, aber man kann ja nicht alles haben.
Anschließend ging es zum Bahnhof und mir stand nur noch ein riesiges Fragezeichen über den Kopf. Sobald man einmal das System durchschaut hat, dann ist die Orientierung eigentlich ganz einfach und man findet schnell, wohin man muß und wann welcher Zug fährt. Aber bis man da das System durchblickt, herrscht heilloses Durcheinander.
Daher bin ich erst einmal Hilfe suchend zu einem Bahnangestellten gegangen (mit einem Gesichtsausdruck ähnlich dem des einen Typen in Police Academy 1, als er sein vollkommen zerstörtes Auto vorfindet, mit dem sie zuvor Fahrstunden absolviert hatten).
Ich hab ja während der Fahrt nach Kyoto die ganze Zeit aus dem Fenster geschaut, aber eines hab ich ine gesehen…grrrrrrr. In Kyoto angekommen ging es kurz mit der U-Bahn zur Station, bei der sich mein Hotel befinden sollte. Dort hatte dann ein Japaner leider verloren gehabt, da er genau so orientierungslos wie ich rumstand; er hat quasi danach geschrien mir helfen zu dürfen. Ich also hin, zeig ihm den Zettel mit meinem Hotelnamen drauf, er zuckt mit den Schulter und meint “No English” und ich deute wieder auf den Hotelnamen. Da zieht er sein Handy raus, wählt die Nummer des Hotels, läßt sich von denen sagen, wie man von unserem Standort zum Hotel kommt und begleitet mich dann zum Hotel (einmal abbiegen und 250m gerade aus), wo er mir zum Abschied die Hand geschüttelt hat. Wow, so etwas hätte ich echt nicht erwartet.
Nach dem Einchecken im Hotel hab ich dann einen Stadtplan mit allen Sehenswürdigkeiten genommen und mich auf den Weg gemacht. Zu Fuß kommt man nahezu schneller voran als mit der U-Bahn, allerdings wird mir sehr schnell klar, wieso das Klimaschutzabkommen in Kyoto geschlossen wurde. Knapp 40 Grad und stehende Luft zwischen den Straßenzügen. Es war die Hölle. Ich konnt gar nicht so viel trinken wie ich geschwitzt hab. Ich bin es ja schon gewohnt, dass ich am Rücken immer sofort schwitze, wenn ich nur einen Rucksack anfasse. Daher hab ich für meinen Stadtrundgang auch auf einen Rucksack verzichtet, aber es half alles nichts. Mein Rücken war getränkt vom Schweiß und ich mußte immer aufpassen, daß mein Hemd nicht mit meiner Haut in Kontakt kommt, da es sich so unangenehm angefühlt hat. Leider haben die Sehenswürdigkeiten, die ich mir anschauen wollte, schon sehr früh zugemacht, so dass ich häufig vor verschlossenen Toren stand. Irgendwo unterwegs hab ich dann meinen Stadtplan verloren, aber das war kein großes Problem. Man kann in Kyoto auch problemlos ohne Stadtplan orientieren, da es von den Straßenzügen genau wie eine US Stadt aufgebaut ist. Kurven in den Straßen gibt es eigentlich keine, immer nur rechtwinklige Straßenblöcke.
Bedingt durch die Hitze in Kombination mit dem Jetlag hat mein Körper auch Schlaf gelechzt, so daß ich gegen 18:30 erst einmal ins Bett gekippt bin. Um 21 Uhr war ich dann wieder bei Kräften und hab mich noch einmal hinaus gewagt – es war aber in meinen Augen immer noch viel zu warm. Interessant waren die Polizeipatroullien, die immer in 8er Gruppen durch die Innenstadt gestreift sind. Aber ich hab mich selbst in den kleinsten Seitenstraßen nie unsicher gefühlt; kein Vergleich zu Washington D.C. :-).
Ich war guter Dinge nach dem Aufstehen, dass es heute ein wenig frischer sein wird als gestern und ich vor meiner Rückfahrt noch die 2-3 Sachen sehen werde, die ich gestern nicht geschafft hatte. Aber, da schon bewaffnet mit meinem Rucksack, schon nach wenigen Metern wurde ich eines besseren belehrt und der Schweiß floß wieder in Strömen. Ich weiß zwar nicht, was ich falsch mache, aber bei den Japanern sieht man maximal dann einen Schwitzen, wenn er/sie gerade am Joggen ist, sonst nicht. Da würd ich echt gerne tauschen. Um es kurz zu machen, allzu viel hab ich von Kyoto nicht mehr gesehen. Allein nach dem kurzen Marsch durch den kaiserlichen Garten konnte ich beinahe schon baden in meinen Schuhen. Da dachte ich mir, daß ich dann doch lieber die mindestens 60minütige Besichtigung einer anderen Sehenswürdigkeit spare und lieber die Leute im Shinkansen mit meiner Anwesenheit beglücke. Leider hatte ich wieder keinen der Züge mit der Haifischnase, sehen irgendwie ulkig aus. Für die Fahrt hab ich mir dann auch mal so ein typisches japanischen On-the-road-Essen gekauft, man muß ja wenigstens alles einmal mitgemacht haben.
So ein Foto hätte ich ganz sicher gemacht, wenn ich den Mt. Fuji gesehen hätte 🙁 (Nachtrag: Es hat dann bis 2010 gedauert, bis ich endlich am Fuß des Mt. Fuji gestanden habe und nochmals 18 Monate später, bis ich den Berg zumindest zum Teil bestiegen habe)
In Tokyo wieder angekommen ging es dann zurück zum Hotel – dieses Mal bin ich sogar im 19. Stock statt dem 16. untergebracht und die Aussicht ist ungleich schöner. Hier ist es wenigstens ein wenig angenehmer vom Wetter her als in Kyoto. Dann hab ich erst einmal die Freiheitsstatue besucht, bevor ich mich dann ins Vergnügen – ein großer DVD Laden – gestürzt hab. Da hab ich sie dann endlich einmal in Händen gehalten, die Mila Superstar DVD Box für knapp 100.000 Yen (fast zumindest, sie hatten nur eine entsprechend ausgeschriebene DVD Hülle im Regal stehen, aber immerhin :-)). Gekauft hab ich allerdings nichts, war mir nämlich nie sicher, ob denn bei irgendwelchen DVDs lesbare Untertitel dabei sind oder nicht.