Lufthansa Economy oder die Antwort auf die Frage, wie man mit Folter Geld verdienen kann

Meine derzeit beim Fliegen größete Sorge ist aktuell immer, in Economy mit Lufthansa fliegen zu müssen – da haben gefühlt alle Billigfluglinien eine größere Beinfreiheit als Lufthansa. Aber dazu kommen wir gleich.

Begonnen hat alles am Freitag nach dem Empfang meines Gepäcks und den darauf folgenden Fußmarsch zum First Class Check-In, wo ich auch gleich bedient wurde. Zum Glück konnte mir die Dame gleich auch meine Bordkarte für den Flug von Chicago nach El Paso ausdrucken, was nicht immer der Fall ist. Und die Dame verhielt sich auch sehr proaktiv, da sie auf meine noch nicht ausgesprochene Frage antworten konnte, dass leider kein Sitzplatz mit mehr Beinfreiheit verfügbar ist und ich mit einem Gangplatz in der Mitte der hinteren Economy Kabine anfreunden muss. Dafür wurde mir wenigstens wieder ein Economy Plus Platz für den Weiterflug gegeben.

Die Security war auch innerhalb von Sekunden erledigt, nur bei der Passkontrolle bewegte sich gar nichts, da alle Türen verschlossen waren. Nach gut fünf Minuten kam dann eine größere Gruppe mit Polizisten und die laute Ansage, dass der Alarm aufgehoben ist und die Passkontrolle weiter gehen darf. Kurze Zeit später befand ich mich dann auf dem Weg zur Senator Lounge, in der ich ausgiebig die sehr leckeren Chicken Wings, den Leberkäs und mehr zu mir genommen habe. Da dachte ich noch, dass es einen echt schlimmer treffen kann.

Eine knappe Stunde vor Abflug hab ich mich dann auf den Weg zum Gate gemacht und nach erneuter Passkontrolle kam dann die für mich riesige Überraschung – es fand keine zusätzliche Sicherheitskontrolle statt. Kein Schuhe ausziehen, kein Prüfen, ob man so waghalsig war, sich innerhalb des Sicherheitsbereichs ein Getränk zu kaufen, welches man wegschmeißen muss, gar nichts.

Kaum war ich am Gate angekommen, begann auch schon das Boarding. Zuerst habe ich mich gewundert, wieso es keinen getrennten Aufruf für Business Class und Statuskunden gab, aber das war dann alles hinfällig, als klar war, dass wir nicht ins Flugzeug, sondern in den Bus einsteigen werden. Das war auch etwas neues für mich.

20120422-131458.jpgÜber die hintere Treppe ging es dann hinein und ich freute mich da schon auf den Augenblick endlich wieder aussteigen zu können. Ich muss mich nur auf den Sitz setzen und schon berühren meine Knie den Vordersitz. Dank der Konstruktion des Sitzes im unteren Teil ist es dann auch unmöglich die Beine irgendwie unter den Vordersitz zu strecken, ohne dabei einen Bänderriss oder Knochenbruch zu riskiren.

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So langsam füllte sich das Flugzeug, aber die Crew machte keine Anstalten die Türen zu schließen, auch als die eigentliche Abflugzeit bereits erreicht war. Mit 25 Minuten Verspätung und einer auf den ersten Blick vollen Kabine ging es dann los, zusammen mit der Durchsage des Piloten, dass wir aktuell zwar Verspätung haben, aber wir einfach ein wenig schneller fliegen werden und somit pünktlich in Chicago ankommen – was für ein Lügner, wie sich dann noch zeigen sollte.

In der Zwischenzeit machte der Purser seinen Weg durch die Kabine und sagte Hallo zu allen, die eine Star Alliance Goldkarte besitzen. Als er zu mir sagte, dass ich mich einfach melden soll, falls es irgendetwas gibt, um mir den Flug angenehmer zu machen, konnte man zumindest seinen Humor erkennen, da er nach einem kurzen Blick auf meine Beine hinzufügte “außer mehr Beinfreiheit”. Ich hätte ihn sonst wohl nach einem Schraubenschlüssel gefragt, um die Sitzreihe vor mir ein wenig zu versetzen 🙂

Wenigstens kann man die Lehne zum Gang durch einen Knopf auch hochklappen und ich konnte wenigstens so von Zeit zu Zeit zumindest meinen linken Fuß ausstrecken. Einmal war sogar der Passagier vor mir so mutig zu versuchen seine Rückenlehne zurück zu stellen, aber nachdem meine Kniescheiben einfach nicht brechen wollten und er immer noch weiter drückte, hab ich ihm bei seiner Entscheidungshilfe ein wenig geholfen und kurzerhand seinen Sitz wieder nach vorne geschoben. Er hat es danach auch nicht wieder versucht.

Während ich über den Sitz ja nun wirklich absolut nichts positives sagen kann – da macht Jetstar erheblich mehr Spaß – kann ich absolut nichts negatives über die Crew sagen. Die waren immer freundlich und selbst beim Getränkeausschank wurde ich teilweise mit Namen angesprochen. Das ist mir eigentlich egal, aber habe ich bislang in Economy noch nie erlebt. Aber die größte Überraschung kam noch, nämlich das Essen. Man hörte zwar die übliche Frage nach Pasta oder Chicken, aber es gab dann noch andere Dinge auf dem Tablett zu finden. Ich hatte mich für die Pasta entschieden, die dieses Mal sich in Form von Spaghetti präsentiert haben.

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Ja, im Salat sind tatsächlich Shrimp.

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Das Essen gehört zu den bisher besten Essen, die ich bislang in der Economy erhalten habe, da sowohl die Spaghetti, als auch der Salat und insbesondere die Nachspeise wirklich gut geschmeckt haben. Einzig das Abräumen des Tabletts könnte in meinen Augen um einiges schneller und früher erfolgen – das macht United besser.

Eine gute Stunde vor der Landung wurde dann ein Snack gereicht und man hatte die Wahl zwischen vegetarischer Pizza und einer in Bretzelteig eingeschlossenen Currywurst. Ich als absoluter Gourmet habe ich natürlich für letzteres entschieden – was soll ich sagen, es war geschmacklich interessant.

Kurz vor der Landung meldete sich der Pilot wieder, um uns mitzuteilen, dass wir leider wegen starker Winde die Verspätung nicht aufgeholt haben – nein, wir sind 25 Minuten zu spät gestartet und 40 Minuten zu spät gelandet. Das hat meine Umsteigezeit auf 75 Minuten reduziert und als normaler Tourist hätte ich es wohl nicht geschafft. Bei der Landung hörte ich dann etwas, dass ich schon ewig nicht mehr gehört habe, nämlich begeisterndes Klatschen – wie heißt es immer so schön? “Klatscht Du auch, wenn der Busfahrer an der Bushaltestelle stehen bleibt?” 🙂

Nachdem ich dann endlich aus dem Flugzeug raus war und den verdammt langen Gang zur Immigration in Terminal 5 hinter mich gebracht hatte (dank der Knieschmerzen durch das beschissene Sitzen, sah mein Gang wohl noch ein wenig seltsam aus), sah man nur zwei sehr lange Schlangen für US Pass Inhaber und für den Rest. Glücklicherweise ging es am Schalter für Diplomaten sehr flott (danke NATO) und auch mein Gepäck stand schon neben dem Band, da die Angestellten alle Gepäckstücke mit Priority Tag schön gesammelt haben. Auch beim Zoll gab es keine Schlange, so dass ich da auch nicht einmal eine Minute für aufbringen musste. Dafür war dann die Wartezeit für den Zug, der mich zu Terminal 1 bringen musste gefühlt länger als der Rest des Einreiseprozesses. Die Schlange bei der Security in Terminal 1 war auch überschaubar kurz und 20 Minuten vor Abflug war ich dann an meinem Gate C5 angekommen.

Aus den 20 Minuten wurden dann 35 Minuten, bis es endlich los ging in Richtung Heimat, aber das war dann auch nicht weiter schlimm, da der Flieger schön leer war und ich eine Zweierreihe für mich allein hatte. Dazu hatte ich auch Beinfreiheit und konnte auf dem Flug so viel schlummern wie auf den anderen 4 Flügen zusammen. Überpünktlich kamen wir in El Paso an und auch mein Gepäck kam als drittes vom Band.

Jetzt muss ich nur noch schauen, dass ich in absehbarer Zeit nicht mehr in Economy der Lufthansa fliegen muss.

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