Am 18. August musste ich um 6:15 wieder aus den Federn, um zum Bahnhof zu gelangen, wo mein 12stündiger Zugtrip von Wellington nach Auckland anstand. Irgendwie zieh ich wohl seltsame Sitznachbarn (die Zuweisungen der Sitzplätze machen sowohl in Australien als auch hier in Neuseeland die Bahngesellschaften) magisch an.
Heute hat mich bis nach Hamilton eine verkappte Alkoholikerin begleitet (aber wie sagte schon das eine T-Shirt in Australien? “Rehap is only for quitters”), die nicht nur danach minimal gerochen hat, sondern sich auch während der Fahrt weiter intoxiniert hat. Rotwein aus umgefüllten Wasserflaschen mit so nem Trinkverschluß war kein Problem für sie und ich möchte nicht wissen, was in ihren anderen Gefäßen so alles enthalten war.
Morgen ist der erste Tag seit meinem Aufenthalt in Kyoto, an dem ich länger als 7 Uhr im Bett bleiben kann. Endlich Urlaub 🙂 Und nach den langen adrenalinarmen Tagen sollte es in den nächsten Tagen wieder ein wenig interessanter werden. Am Abend in der Jugendherberge musste ich dann feststellen, dass zwei meiner drei Zimmergenossen ebenfalls aus Deutschland sind. Die ersten Deutschen die mir hier über den Weg gelaufen sind. Anfangs hatte ich ein wenig Pech mit der Bettenwahl, da nur noch die in der oberen Etage frei waren. Teilweise ist das echt schon eine Zumutung auf so ein Bett hochklettern zu müssen. Da muss man echt hoffen, dass man nachts auf keinen Fall auf die Toilette muss und sich ständig fragen, wieso niemand die Person, die für den Bau solcher Betten verantwortlich ist, mal zur Verantwortung zieht, die Personen, die solche beschissenen Betten kaufen mal ordentlich eine vor den Latz knall und denjenigen, der fürs Marketing der Betten verantwortlich ist, dem sollte man eine riesige Gehaltserhöhnung geben, denn der kann wirklich aus Scheiße Gold machen.
Am nächsten Morgen konnt ich mir zwar Zeit lassen und hatte glücklicherweise keine Eile, aber dennoch musste ich auf der Hut sein. Der Koreaner, der im Bett unter mir geschlafen hat, ist nämlich heute früh weitergereist und ich war zum Glück schon wach als er am Packen war. Nicht einmal 1 Minute nachdem er gegangen war, hatte ich schon Matratze, Kopfkissen, Wolldecke usw getauscht gehabt und war nur stolzer Bewohner eines Bettes auf “Bodenhöhe” :-).
Danach ging es erst einmal zum Rugby Stadium, wo ich meine Eintrittskarte für das Spiel “Neuseeland – Australien” abgeholt habe. Zu Fuß hab ich ungefähr 45 Minuten für die Strecke gebraucht und unterwegs nach ewig langer Zeit mal wieder einen Dunkin Donuts gesehen. Hach, es sind ja die kleinen Dinge, die das Leben lebenswert machen :-).
Vor meinem Abflug aus Deutschland meinte meine Mutter noch zu mir, dass ich mir auf keinen Fall den Bauchnabel piercen lassen sollte, dann doch lieber Bungee Jumpen gehen sollte, da bei Männern solche Piercings unheimlich scheisse aussehen (so ungefähr :-)) ). Ich weiss zwar immer noch nicht, wie meine Mutter allein schon auf die Idee mit Piercen kommen konnte, also echt, aber Bungee Jumping, was so angeboten wird, find ich ziemlich uninteressant. Meistens ist es ja aus so geringen Höhen, dass ich da schon lieber einfach so springen würde, wenn das Wasser darunter tief genug ist – muss mir irgendwann mal ne gute Klippe in Accapulco oder so suchen 🙂
Nachdem ich dann heute früh wegen der Aussicht auf das höchste Gebäude der südlichen Hemisphäre bin und mir die Aufzugfahrt einfach viel zu lang war, mußte ich mir gezwungenermaßen einfach einen anderen Weg nach unten suchen und von Base-Wire-Jumping hatte meine Mutter ja nie geredet.
Also ging es dann auf 192m Höhe raus ins Freie und ab ans Stahlseil. Ein leicht mulmiges Gefühl hatte ich schon, als ich mich dann links und rechts mit den Händen an zwei Griffen festgehalten, nach unten geblickt und darauf gewartet hab, dass die Bediener bis drei gezählt haben und ich loslassen soll. Von dort hat man auch schon seinen Landepunkt gesehen, weiße Kreise auf rotem Grund. Da hätte ich mir irgendwie schon gewünscht, dass die Betreiber ein wenig makaberer wären. Statt den Kreisen könnte man ja auch so die Umrisse einer Person hinkleben und das alles mit diesem gelben Polizeitape “Crime Scene” umranden. Das hätte Stil. Auf jeden Fall soll der Fall nach 6-7m erst einmal abgebremst werden und man hängt dann direkt vor den Leuten auf der Besucherplattform. Diese ersten Meter kamen mir ewig lang vor und dann hängt man so in der Luft und wartet was geschieht. Insgeheim hofft man ja doch auf ein Signal, dass es nun abwärts geht, aber sowas kommt natürlich nicht. Es geht dann urplötzlich mit ca. 80 km/h abwärts und man ist gespannt wann der Fall gebremst wird. Die Landeplattform kommt ja auch ziemlich schnell näher und näher und näher und man freut sich schon drauf voll mit dem Bauch voraus auf den Boden zu klatschen, da bremst das Seil schlagartig ab, so daß man auf den Beinen zum stehen kommt, falls man sie nach unten bringt 🙂 Ich hatte da dann erst einmal für kurze Zeit ein klein wenig wacklige Knie, aber mir wurde gesagt, dass ich mit nem Lachen im Gesicht unten angekommen bin. Hey, wenigstens etwas.
Für den frühen Nachmittag stand dann ein Segeltrip mit einer Yacht auf dem Programm, die bereits am America’s Cup teilgenommen hat. Da es mich eh schon den ganzen Tag gefroren hat und das Wetter nicht wirklich danach aussah, dass es am Abend beim Spiel besser wird, mußte ich kurz einmal in ein Geschäft gehen und was entsprechendes zum Anziehen kaufen. Nun bin ich stolzer Besitzer wärmender Zwischenwäsche. Das ist in etwa so, als ob man sich mit Schafen umwickelt, nur mit den Vorteilen, dass die Wäsche leichter ist und nicht riecht. Der Hersteller gibt sogar an, dass man die Sachen über zwei Monate ununterbrochen Tragen kann, ohne das es unangenehm riecht. Das ist aber etwas, was ich nicht selbst ausprobieren möchte. Das Segeln war ganz interessant, vor allem bei entsprechender Schräglage, aber ich hätte mir schon ein wenig mehr Action gewünscht.
Wenn man bedenkt, wie hektisch immer alles bei den America’s Cup Rennen zugeht und wie gemächlich hier alles lief (wobei die Fahrgeschwindigkeiten so ziemlich gleich waren), dann ist Match Racing wohl doch was anderes als normales Segeln 🙂
Nach dem Segeln ging es gleich ab zum Bahnhof und mit der S-Bahn (oder wie auch immer sie das Ding hier schimpfen mögen) ab zum Rugby Stadium. Vom Bahnhof zur Jugendherberge sind es ca 2 Minuten Fußweg, also hätte ich die Strecke wieder problemlos in 45 Minuten schaffen können zu Fuß. Die S-Bahn war schneller, nämlich ganze 5 Minuten (wenn man das Warten abzieht, bis sie endlich losgefahren ist, dann wären es 15) und man hatte als Bonus, dass man sich wie eine Garfield Figur fühlen konnte, die von innen an eine Fensterscheibe geklatscht wurde. Drum hat die Fahrt wohl auch nur 50 cent gekostet.
Rugby ist ein komisches Spiel. Von der Taktik her irgendwie leicht zu durchschauen (oder ich habs gar nicht geblickt). In der Mitte anfangen vorzurennen und dabei den Ball immer weiter nach hinten (nach vorne ist ja verboten) außen werfen, bis der Mann, der ganz an der Seitenlinie rennt den Ball kriegt in der Hoffnung, dass er es schafft einen “Try” zu erzielen. Das Spiel war auf jeden Fall die ganze Zeit spannend und hat Spaß gemacht zuzuschauen. Ich hätte nur gerne meinen Platz bei diesem Spiel gegen einen beim NBA Finale getauscht (und dann die Karte bei eBay versteigern). Für meine 30Euro hab ich den Platz in der ersten Reihe, direkt am Spielfeldrand, direkt auf Höhe der Mittellinie bekommen, also die 15.000-20.000 US$ Karte beim Basketball. Aber dafür war mein Platz ja auch nicht überdacht und die Regengüsse zwischendurch nicht wirklich das, was ich mir gewünscht hatte. Aber wenigstens hab ich nicht gefroren 🙂 Ach ja und Neuseeland hat gewonnen.