Die Nacht verlief ziemlich unruhig, da mir das silbernglänzende Ironman Canada Armband das Leben schwer gemacht hat. Als es mir bei der Registrierung ums rechte Handgelenk gemacht wurde, da saß es wirklich gut. Allerdings wurde es ständig weiter und weiter, so daß ich es fast über meine Hand hätte ziehen können. Daher musste ich es dann mit Hilfe einer Sicherheitsnadel erheblich enger stellen (später hat mir das doofe Armband dann eine blutiges Handgelenk geschenkt). Zum Frühstück gab es dann 3 Pancakes mit gebratenem Speck – war sehr lecker, allerdings hab ich nur 2,25 Pancakes geschafft, bevor ich echt satt war. Danach hab ich dann mein Rad zum örtlichen Radgeschäft gebracht, damit die mir die Bremsbeläge montieren, die Schaltung justieren, die Bremsen richtig einstellen und die Schläuche richtig aufpumpen.
Um die Restmüdigkeit loszuwerden, hab ich mich dann ein wenig bewegt und bin gut 20 Minuten locker gelaufen und hab die Trainingseinheit mit einer kurzen Abkühlung im See beendet.
Nach einer ausgiebigen Dusche hab ich dann einmal das Städtchen erkundet und versucht shoppen zu gehen.
Die Betonung liegt hier wirklich auf versucht, da die Einkaufsmöglichkeiten nicht gerade überwältigend waren.
Vielleicht war es ja auch ganz gut, aber so hab ich mir keine Kleidung gekauft und auch nicht, wie eigentlich geplant, neue Laufschuhe (die drei verschiedenen Typen, die ich mal testen wollte, hab ich nirgends entdecken können – muss dann doch vielleicht die Schuhbestellung per Internet durchführen und hoffen, dass die Größe bei den einzelnen Typen nicht geändert hat). Überall in der Stadt fand man Ironman Canada Banner, Plakate usw.
Ich hatte mich ja wahnsinnig auf das Fast Food TexMex Lokal (ein Tacobell Klone) gefreut, vor allem nachdem ich es endlich gefunden hatte. Aber irgendwie war hier die Vorfreude größer als das eigentliche Essvergnügen – geht halt doch nichts über das Original.
Dies hat mich aber nicht davon abgehalten, später nochmals vorbeizuschauen. Anschließend hab ich mir eine Telefonkarte gekauft und versucht bei meinen Eltern anzurufen. Das war ein sehr schwieriges Unterfangen, da man nicht bloß die Ländervorwahl wählen musste, sondern davor noch die Zahlenfolge 011. Falls man es nicht per Telefonkarte, sondern per Münzen versuchen will, dann sollte man massig Kleingeld einstecken haben, da man laut Stimme im Telefon 8,50 kanadische Dollar für die erste Minute einwerfen soll.
Nach meiner Einkaufstour bin ich dann mal wieder Richtung Strand gegangen und hab mir dann den Ironman-Canada-Gedächtnis-Punkt angeschaut, bei dem alle Sieger und Siegerinnen seit 1982 aufgeführt sind.
Anschließend gab es nach kurzer Stärkung einen Abstecher zum Timexstand, da ich von denen ein paar weitergehende Infos zu ihrem Bodylinksystem haben wollte. Der eine hat mich dann an den mit den langen Haaren verwiesen, da der sich damit besser auskennt und auch über Praxiserfahrung verfügt. Hätte mir vorher jemand gesagt, dass ich mich dann mit Jamie Cleveland (der auch schon mal einen Ironman gewonnen hat) unterhalte, dann wäre ich vielleicht auch ein klein wenig freundlicher gewesen :-). Als ich das dann am nächsten Tag bemerkt hab, war es mir irgendwie peinlich, aber war nicht mehr zu ändern – er hätte ja auch mal ein Namensschild tragen können. Außerdem hab ich dann mal mein Knie bei einem Stand durchchecken lassen. Als die nach diversen Hin- und Herbiegen, Drehen, Beugen und was auch immer mit mir fertig waren, war ich froh, als ich davon humpeln konnte. Das hat vielleicht gezwickt. Zum Glück konnte aber die Frau, die mich behandelt hat, Deutsch, da ich leichte Probleme hatte meine Probleme auf Englisch zu beschreiben – da fehlt einfach mal total der Wortschatz.
Nun machte ich mich auf den Weg, um mein Rad wieder in Empfang zu nehmen. Da ich natürlich für meine CO2 Pumpe in Kanada keine passende Kartusche gefunden hab (und mit ins Flugzeug darf man keine nehmen), blieb mir nichts anderes übrig, als mir dort ne neue zu kaufen. Da hab ich mir dann aber gleich eine gesucht, die zum einen nahezu alle erhältlichen Kartuschen aufnehmen und zum anderen auch als Handpumpe verwendet werden kann (billiger als meine aus Deutschland war sie auch noch). Außerdem hab ich eine Coca Cola Radflasche gefunden :-). Mein Rad war dann auch schon fertig und ich hab es dann zurück zum Hotel geschoben – es war so windig, dass ich ernsthafte Probleme hatte mein Rad geradeaus zu schieben. Daher hab ich auf meine Probefahrt aus Sicherheitsgründen verzichtet :-).
Gegen 16 Uhr gab es dann in der kompletten Region einen Stromausfall, welche nachhaltige Änderungen für die Nudelparty am Abend hatte.
Da die Halle, in der es stattfinden sollte, zwar über einen eigenen Generator verfügt, aber niemand das Risiko einer Panik eingehen wollte, falls der Generator auch noch ausfällt, wurde die Party auf ein Baseballfeld hinter der Halle verlegt und das ganze als Picknick bezeichnet.
Zufällig hab ich dann beim Warten noch ein paar Infos von der Besprechung der Profis aufgeschnappt: über das Aussehen der Schwimmstrecke kann noch niemand eine Aussage treffen und den Verlauf der Laufstrecke weiß man spätestens dann, wenn man beim Wettkampf vom Rad abgestiegen ist und losläuft. In der Schlange hab ich dann auch Gunnar und Britta entdeckt, die sehr erstaunt waren, dass sie mich in Kanada sehen – Wunder gibt es immer wieder :-).
Irgendwann konnte man dann im Vorraum der Halle das Essen holen. Neben dem Grünfutter für die Hasen gab es dann noch vier verschiedene Gerichte sowie eine Auswahl an Früchten.
Der Weg zum Baseballfeld mit nem Pappteller lauwarmer Nudeln in der Hand ging zum Glück ohne Unglück über die Bühne. Leider war die Honigmelone (falls es denn wirklich eine war) total hart und ungenießbar – einmal wenn ich was gesundes essen will.
Dann hab ich auch endlich Shawn kennen gelernt, der an dem Tag ja Geburtstag hatte und wir so tun sollten, als ob wir es nicht wüssten. Ärgerlich war es dann zwar schon, als er vom Sprecher als Geburtstagskind vorgestellt wurde, aber halt kurz gratuliert und so getan, als ob ein 50. Geburtstag keine Bedeutung hat. Während des Essens wurden auf einer mobilen Leinwand verschiedene mehr oder minder informative Videos gezeigt und kurz darauf war es dann auch vorbei.
Als Gast hätte man für diesen Spaß gut 20 kanadische Dollar zahlen müssen – ein äußerst stolzer Preis für das gebotene.
Beim Aufstehen fragte dann Shawn, ob wir nicht noch mit ihm zum Campingplatz kommen möchten, um mit ihm auf seinen Geburtstag anzustoßen. Als wir abgelehnt haben, mit der Begründung schon etwas anderes geplant zu haben, hätte man echt sein Gesicht knipsen sollen. Das kein lautes “Fuck you Germans” aus seinem Mund kam, war ein wahres Wunder :-).
Leider war Shawn dann vor uns am Campingplatz, aber als er uns sah war seine Stimmung ein wenig besser. Es hat dann sogar ein paar Tropfen geregnet. Nach Chips und Apple Pie ging es dann kurz vor 23 Uhr zurück zum Hotel.