Ironman Canada 2003 – Der Wettkampf Teil 1

24. August 2003:

Gegen 2:40 war meine Nachtruhe das erste Mal zu Ende, da ich dringend auf die Toilette mußte, und danach ne gute Stunde wachgelegen. Um 4:30 bin ich dann aufgestanden und hab gefrühstückt. Da man ja vor und während eines Wettkampfs nichts neues in Sachen Ernährung testen soll, hab ich meine Packung Zimtröllchen lieber einmal zu gelassen und hab gefrühstückt wie immer, nämlich ne Dose Lebenselixier a.k.a. Coca Cola.

Ironman Canada 2003 070In meine Special Needs Tüte hab ich dann noch ne Packung Reese Buttercups getan, damit ich wenigstens unterwegs mal was anständiges zwischen die Zähne bekomm.

Ironman Canada 2003 069Um 5:10 war dann mein Nervenkostüm überstrapaziert und ich konnte einfach nicht mehr ruhig sitzen und bin daher in Richtung Start marschiert.

Als erstes ging es zum Bodymarking und ich bekam auf beide Oberarme und Schienbein meine Startnummer sowie mein Alter auf die Wade. Von dort ging es dann durch die Wechselzone (u.a. den Special Needs Bag abgegeben) und ich hab noch einen kurzen Blick auf mein Rad geworfen – zum Glück waren beide Reifen immer noch genau so aufgepumpt wie am Tag zuvor und ich mußte nicht hektisch damit beginnen irgendwas zu wechseln.

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Nach einem kurzen Toilettenbesuch begann dann das Warten, da der Start ja erst um 7 Uhr erfolgt. Um 6:20 hab ich dann ganz langsam damit begonnen meinen Neoprenanzug anzuziehen und es ging, zu meiner Überraschung, problemlos. Danach hab ich meine Brille am offiziellen Brillen-Abgabe-Tisch abgegeben und hab dafür eine nette Zinkkriegsbemalung ins Gesicht bekommen, damit sie mich später wiedererkennen können.

 

Gegen 6:45 ging es dann über die Zeitmessmatten an den Strand und dann auch gleich ins Wasser *brrrrrrrrrrrrrrrrrr* Das Wasser war anfangs sehr kalt und um mich vor dem Frieren zu schützen, hab ich mich durch den Einsatz körpereigener Flüssigkeiten gewärmt :-). So gegen 6:50 wurden dann die Ohren durch das “Singen” der kanadischen Nationalhymne gequält und kurz darauf wurde der Start durch einen Kanonenschuss freigegeben.

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Bis zum jetzigen Zeitpunkt war mein Puls überraschenderweise mit um die 100 Schläge ziemlich niedrig. Eigentlich hatte ich mit ziemlich hohen Werten gerechnet, die aber noch kommen sollten. Das Schwimmen begann nämlich mit Laufen, da der Wasserstand sehr niedrig war.

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Nach einigen Metern haben sich dann die Leute vor mir kopfüber ins Wasser gestürzt und ich natürlich hinterher. Ich bin dann sogar 4 Züge geschwommen, bevor sich die Massen vor mir wieder erhoben haben und die Reise zu Fuß fortgesetzt haben. Dieses Spiel hat sich dann mehrmals wiederholt und dabei hab ich dann auch nochmals einen Blick auf meinen Pulsmesser geworfen: 190, also alles in Ordnung :-). Aber irgendwann waren die Gehpassagen endlich vorüber und das Schwimmen konnte “losgehen.” Ich war äußerst gespannt drauf, wie ich denn nun mit fast 2000 Leuten vor, neben und hinter mir zurecht komm und ob ich ohne ernsthafte Blessuren das Schwimmen überstehe.

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Die ersten gut 1000m verliefen eigentlich ziemlich gut, allerdings kamen mir die ersten Zweifel über den Sinn meiner Aktion. Ich mußte mich nämlich die ganze Zeit über fragen, wie dumm man eigentlich sein muss nahezu ohne Training und ohne irgendwelche Erfahrung sich so etwas auszusetzen. Aber ein lauter Knall und ein plötzlich auftretender Schmerz hat mich dann aus meiner Gedankenwelt zurück in die Realität geholt. Irgendein Schwimmer hat mir seine Uhr auf mein linkes Brillenglas geschlagen und die Uhr dann noch über meine arme, kleine Nase drübergezogen. Leider hab ich aber nicht mitbekommen, wer das gewesen ist.

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a ich es irgendwie nicht geschafft hab mich bei den kreuz und quer schwimmenden Leuten in den Wasserschatten zu hängen, bin ich lieber ein wenig weiter außen geschwommen, da ich dort schön in Ruhe schwimmen konnte. Irgendwann war dann auch die erste Wende erreicht und ich war froh, dass ich bereits über 25% der Schwimmstrecke hinter mich gebracht hatte. Nur leider begannen kurz danach meine Probleme, da etwas einsetzte, was ich unter keinen Umständen haben wollte. Nach ca. 1500m hab ich nämlich tierische Magenprobleme bekommen, die leider während dem Schwimmen nicht besser, sondern immer schlimmer wurden. Wenn es wenigstens ein zwei Runden Schwimmkurs mit Landgang gewesen wäre, dann wäre dort vielleicht eine Toilette gewesen und ich hätte mir viel Unangenehmes auf der zweiten Runde ersparen können.

Ironman Canada 2003 076 Auf dem Weg zur zweiten Wende kamen mir bereits viele Schwimmer entgegen und ich wußte gleich, dass meine Schwimmzeit heute unter aller Sau sein wird (aber hatte ich ernsthaft was anderes erwartet ?). Bei der zweiten Wende hab ich dann unter Wasser die ganzen Blubberblasen der Taucher gesehen, die ein wenig aufgepaßt haben, damit nichts passiert. Der Weg zurück zur ersten Wendeboje verlief eigentlich ziemlich ereignislos, aber nach dieser Wende wurde es echt grausam. Die Magenschmerzen wurden noch schlimmer und dazu kam noch, dass der Neo meinen Nacken wundgerieben hatte und ich dies jetzt auch spüren konnte. Richtig deutlich hab ich das nicht vorhandene Schwimmtraining auf den letzten knapp 500m gespürt, da ich dort absolut keine Kraft mehr in den Armen hatte und diese wie Pudding durchs Wasser gezogen hab.

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Hinzu kam, dass ab da auch einige Leute im Wasser mit dem Klammern begonnen haben. Es war jedes Mal ein Vergnügen, wenn jemand von hinten heranschwimmt, sich dann an beiden Beinen festklammert und sich dann nach vorne wegzudrücken. Mein ganzes Strampeln mit den Beinen hatte aber leider nie den erhofften Erfolg, da ich nie jemanden vor Schmerz hab aufschreien hören.

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Kurz vor dem Ausstieg konnte man dann auch endlich wieder gehen und ich hab nichts sehnlicher herbeigesehnt, als aus dem Neo rauszukommen und auf die erstbeste Toilette zu kommen. Als ich aber mein linkes Bein auf den Sandboden aufgesetzt hab, hatte ich sofort einen Krampf in der Wade. Also mußte ich mich doch noch einmal dazu durchringen und ein paar Meter weiterschwimmen. Zum Glück ging es beim nächsten Gehversuch besser und der Krampf war nicht mehr zu spüren. Auf dem Weg zum Ausstieg hab ich mir den Neo schon mal schön bis zur Hüfte runtergezogen und schön die Arschbacken zusammengekniffen. Über viele doofe kleine Steine hinweg ging es dann aus dem Wasser hinaus über die Zeitmessmatte und die erste Disziplin hatte ich überlebt.

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1:22:46 (Schnitt 2:11/100m) – Platz 17/21 AK – Platz 1613 Gesamt – Durchschnittspuls 163

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