Wenige Meter später wurde mir von einem Helfer mein Beutel mit den Laufklamotten in die Hand gedrückt – viele Beutel waren sowieso nicht mehr da – und ich bin ins Wechselzelt gegangen. Dort hab ich mir zum letzten Mal den Reißverschluss öffnen lassen und mir ein eiskaltes Wasser geben lassen. Kaum saß ich auf einem Stuhl, da hab ich auch sofort den linken Socken ausgezogen und nachgeschaut und es war *trommelwirbel* *künstlich Spannung erzeugen* absolut nichts am Fuß zu sehen – weder am Fußballen noch am Fußzeh; nicht einmal eine kleine Blase oder so. Dann konnte ich in Ruhe meine Tüte auspacken und mich schön abtrocknen, meine Laufkleidung angezogen, die Startnummer wieder hingemacht, Mütze auf und los ging es. Zuerst ging es auf die Toilette, da ich nun endlich pinkeln konnte. Von dort ging es zur Sonnencremestation, wo mich dieses Mal mehrere Frauen dick mit Sonnencreme eingeschmiert haben – beim Radfahren hatte es aber wenig gebracht, da ich mir vor allem den Nacken total verbrannt hatte, was zusammen mit den wundgescheuerten Stellen natürlich die perfekte Mischung war. Nach dem Einschmieren hab ich mich erst einmal mit Nahrung eingedeckt und so ziemlich alles zu mir genommen, was sie angeboten haben: eine heiße Hühnersuppe, Wassermelone und Honigmelone. Da sich meine beiden Beine eher wie dicke Klumpen angefühlt haben und auch meine Knie nicht wirklich “lauffähig” waren bin ich schön gemächlich aus der Wechselzone rausmarschiert und hab angefangen mich mit anderen zu unterhalten. Zum Glück konnte ich meinem 71jährigen Begleiter (beim Verlassen der Wechselzone) auf der Laufstrecke eine vernichtende Niederlage zufügen.
9:41 – Durchschnittspuls 112
Die erste Meile bin ich dann schön langsam gegangen und mußte nach einem Blick auf meine Uhr feststellen, daß ich dazu über 19 Minuten benötigt habe. Bei der ersten Verpflegungsstation, welche in einem Abstand von ca. 1,4km aufgebaut waren, hab ich mich wieder mit Obst (Wassermelone, Honigmelone, Weintrauben) eingedeckt, hinzu kam ein Becher Pepsi, ein Becher Wasser und ein Becher mit heißer Suppe. Abgestandenes Pepsi (ok, Pepsi an sich eigentlich auch) schmeckt echt zum kotzen, weswegen ich es auch nur insgesamt drei mal während des Marathons zu mir genommen hab.
Nachdem ich das Essen zu mir genommen hab, wollte ich endlich mal testen, ob ich denn nun Laufen kann und bin ganz langsam losgetrabt. Leider hab ich sofort gespürt, dass mein Muskelansatz an der Rückseite des Oberschenkels am rechten Knie angeschlagen ist – dies war schon damals bei meiner Knieverletzung der Fall. Dennoch bin ich erst einmal ganz locker zur nächsten Verpflegungsstation gejoggt, um mich dort wieder schön mit Obst usw. einzudecken. Dies hab ich dann bis zur dritten Verpflegungsstation nochmals getan, aber ab dann bin ich lieber doch gegangen, da meine Knie mal wieder richtig dick geworden sind. Irgendwann hab ich dann auch den ersten Wendepunkt erreicht und hab das PIEEEEEEEEEEP des Chips gehört, als ich die Zeitmessmatten überquert hab. Bei Meile 4 hat mich mein Magen mal wieder auf eine Toilette geführt.
Sehr fies fand ich ja, dass man die ganze Zeit an allen Fast Food Lokalen der Stadt vorbei mußte – was hätte ich für einen Burger oder etwas ähnliches gegeben ? Leider war ich nach der Wettkampfbesprechung am Tag zuvor zu feige zu fragen, ob es als unerlaubte Hilfe zählen würde, wenn man sich Geld mitnimmt und dann auf der Laufstrecke eine kurze Pause einlegen würde. Dann hätte ich aber wohl so lange Essenspausen gemacht, daß ich dann an die 16:59:59 als Zielzeit herangekommen wäre (oder wäre dann vielleicht bei Burger King sitzen geblieben und nicht mehr hochgekommen). Da mich allerdings das Obst und das Wasser – auf Gatorade und Pepsi hatte ich keinen Durst mehr – nicht länger als nötig auf der Laufstrecke halten konnten, hab ich mich dagegen entschieden. Ein paar Mal hab ich mir auch noch Cookies oder Salzstangen gegönnt, aber satt haben die auch nicht gemacht.
Während der ersten der drei Laufrunden waren noch massenweise Leute unterwegs, aber je länger ich unterwegs war, desto leerer wurde es. Nachdem ich den zweiten Wendepunkt überwandert hab, ging es dann auf die lange Zielgerade. Leider mußte ich kurz vor der Ziellinie nach rechts abbiegen, um die erste Runde zu beenden, für welche ich 2:09 benötigt habe.
Am nächsten Tag hab ich dann erfahren, dass mich auf der Laufstrecke einige Leute angesprochen haben, aber ich hab das alles irgendwie überhaupt nicht mitbekommen. Ich war wohl zu enttäuscht von mir selbst, dass es mir ganz recht war, dass ich unterwegs mit niemanden reden konnte/mußte, der mich kennt.
Zu Beginn der zweiten Laufrunde hab ich es nochmals mit dem Laufen versucht und die ersten 2 Meilen gingen auch ganz gut, allerdings waren ab Meile 11 die Knie wieder so dick angeschwollen, dass es absolut unverantwortlich von mir gewesen wäre, wenn ich noch weiter gelaufen wäre. Vor allem hätte es ohnehin nicht viel gebracht, da die Endzeit so oder so ziemlich schlecht sein würde. Wozu da also noch ein Risiko eingehen ? Außerdem wußte ich zu dem Zeitpunkt bereits, dass ich auf jeden Fall rechtzeitig im Ziel sein würde, selbst wenn ich krabbeln würde :-).
Da viele der Leute, die jetzt auch noch unterwegs waren, ebenfalls am Gehen waren, konnte man immer mal wieder ein wenig mit den Leuten reden, auch wenn nahezu jedes Gespräch gleich abgelaufen ist: Wie heißt du? Woher kommst du? Wie viele Ironmans hast du schon gemacht? Wie gehts dir?
Nach 14 Meilen machte sich das ganze Wassertrinken bemerkbar und ich mußte meine Blase mal wieder erleichtern – wenigstens ein gutes Zeichen, da ich auf keinen Fall dehydriert war. Die zweite Laufrunde ging dann sprichwörtlich auch langsam zu Ende, auch wenn das Abbiegen so kurz vor der Ziellinie dieses Mal noch sehr viel schwerer war. Die zweite Runde war minimal langsamer als die erste, da ich ja auch erheblich mehr gegangen bin.
Mit der Zeit wurde es dann auch dunkel, aber wenigstens wurde es nicht kalt, da ich mir nämlich in weiser Voraussicht keine langen/warmen Klamotten eingepackt habe. Nachdem ich bei Meile 18 einem Busch zu besserem Wachstum verholfen hatte, konnte ich irgendwie keines der Getränke mehr sehen. Vom ganzen Wasser waren meine Lippen sowie mein Mund total trocken und ich hab ab dem Zeitpunkt kaum noch was zu mir genommen. Selbst zu der späten Stunde waren noch einige Zuschauer am Streckenrand und mit denen konnte man immer wieder super Scherze machen. Und wenn ein Zuschauer einem wieder ins Gesicht gelogen hat ohne rot zu werden mit “You’re looking good” konnte ich wenigstens ab und an mit einem “You too” kontern :-).
Allein dieses Foto war die ganze Qual wert
Nach unzähligen Ewigkeiten kam ich dann an Meile 25 vorbei und mußte nur noch einmal raus zum Wendepunkt und von dort dann nur noch die Zielgerade. Da ich scheinbar ziemlich verwirrt/hilflos/beliebiges_Wort_einsetzen aussah, wurde ich ab dem Zeitpunkt von einer Helferin begleitet, die mich die ganze Zeit aufmuntern wollte. Erica, so hieß sie, war von Powerbar nur zum Helfen aus Vancouver zum Rennen gebracht worden und hat dann so lange auf mich eingeredet bis ich klein beigegeben und ihr versprochen hab, ab dem letzten Wendepunkt die letzten gut 800m zu laufen. Es war schon erstaunlich, wie viele Personen ich auf den letzten Metern in laufender Art und Weise noch überholen konnte (und alle, die vor oder hinter mir waren, hatten keine Aufpasserin an ihrer Seite). Allerdings konnte ich so nicht das verwirklichen, was ich mir eigentlich vorgenommen hatte nach knapp 5 Meilen, nämlich vor dem 26 Meilen Schild auf die Knie zu fallen und es zu küssen – vielleicht beim nächsten Mal.
Ich glaub Erica hat es bereut, dass sie mich zum Laufen animiert hat, da sie Probleme hatte mein Tempo zu halten. Mein Gott, es gibt schlimmeres :-). Ich mußte sie dann leider nochmals enttäuschen, da ich ohne sie über die Ziellinie laufen wollte. Hey, ich zahl doch nicht so viel Geld, um dann ein Zielfoto zu haben, auf dem ich nicht allein zu sehen bin. Aber so bin ich wenigstens auf insgesamt gut 6 Laufkilometer während des Marathons gekommen.
6:33:21 (Schnitt 15:01min/Meile) – Platz 19/21 AK – Platz 1794 Gesamt – Durchschnittspuls 128
Ich hab zwar auf den letzten paar Metern weder die Zuschauer wahrgenommen, noch gehört, was der Rennkommentator über mich gesagt hat, aber ich war froh, als ich endlich im Ziel und dieses Kapitel abgeschlossen war.
15:44:03 – Platz 21/21 AK – Platz 1782 Gesamt
Kaum war ich im Ziel, da wurde ich auch gleich von zwei Helferinnen in Empfang genommen und mir wurde meine Finisher Medallie umgehängt. Eine der Helferinnen hat dann auch gleich noch eine wärmende Alufolie organisiert und dann haben sie mich aus dem Zielbereich rausgeführt. Zuerst wurde einem der Zeitmesschip abgenommen (dabei hat mir der schwarze Chip viel besser gefallen als mein gelber) und dann gab es das sehr sehr hässliche Finisher T-Shirt und die Finisher-Laufkappe. Das T-Shirt hatte auch exakt die Größe, welche ich auf meiner Anmeldung angekreuzt hatte.
Von da ging es dann zur Massage, wo ich knapp 5 Minuten warten mußte, aber dann wurden zuerst meine Beine und Knie massiert und anschließend meine Schultern und der Rücken. Während der Massage wurden dann auch gleich noch zwei riesige Eisbeutel organisiert, welche mir zur Schmerzlinderung auf die Knie gelegt wurden. Am Anfang war es wirklich sehr kalt, aber kurze Zeit später war es echt angenehm. Während ich auf der Liege lag, kam auch eine weitere Helferin vorbei und fragte mich, ob ich vielleicht irgendwas trinken möchte. Leider hatte sie nur noch 7up Light, was wirklich ziemlich eklig schmeckt. Irgendwann, also viel zu schnell, war dann auch die Massage zu Ende und ich bin zur Beutelrückgabe gegangen, damit ich endlich meinen wärmenden Jogginganzug anziehen konnte.
Von dort bin ich dann am großen Verpflegungsstand vorbei in der Hoffnung ein Stück Pizza zu bekommen, aber leider war die Pizza eben ausgegangen, aber neue war bereits unterwegs. Also hab ich erst einmal eine eiskalte Dose mit Mountain Dew zu mir genommen und ein wenig mit Britta und Gunnar gequatscht, welche mich unterwegs auch vergebens angefeuert hatten. Da mein Hotel ja nur ein Katzensprung vom Zielbereich entfernt war, hab ich erst einmal meine Taschen zum Hotel gebracht, damit ich mich damit nicht mehr rumärgern muß. Wenn ich gewollt hätte, dann hätte das auch Helfer für mich getan, aber soviel Würde hatte ich dann doch noch.
Das Treppensteigen im Hotel war schon ein wenig beschwerlich, aber es ging schon. Danach ging es wieder zurück zum Ziel, um dort die letzten Zieleinläufe mitzubekommen und um mein Fahrrad noch abzuholen. Leider war die Pizza schon wieder weg, als ich vorbeigeschaut hab. Auf der aushängenden Ergebnisliste konnte ich sehen, daß ich den glorreichen letzten Platz in meiner Altersklasse belegt hab. Außerdem hab ich im Ziel wieder Erica getroffen, welche mich sogar noch erkannt hat.
Mit meinem Rad ging es dann zurück ins Hotel, wo ich dann erst einmal meine Eltern angerufen hab, damit diese beruhigt sind. Von dort ging es dann direkt in die Badewanne, wo ich mit meinen Zimtröllchen sowie einer Dose Coca Cola meine “Leistung” gefeiert hab. Kurz nach 1 Uhr bin ich dann ins Bett gefallen. Ich hatte ja erwartet, dass ich schlafen werde wie ein Stein, aber ich hab irgendwie ziemlich unruhig geschlafen – dafür aber hab ich die gesamte Breite des Betts ausgenutzt.
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